Donnerstag, Oktober 20, 2005

Trotz und wegen Treueerklärung: Bundes-VP und konservative Basis distanzieren sich von Kugler-Lang

Wie der Standard gestern Abend in seiner Online-Ausgabe berichtet, gibt es inzwischen seitens der Bundes-ÖVP massive Absetzbewegungen von der Wiener Listenletzten Gudrun Kugler-Lang. Und das obwohl diese sich bereits auf Linie der Bundespartei erklärt hatte und somit die Fristenlösung geschluckt hat. Und sich damit auch gleich von ihrer Basis abgesprengt hat.

Die Kooperation mit der Pro-Life Gruppe "Ja zum Leben" (ident mit "Human Life International - HLI") dürfte die verbandskatholische Junghonoratiorin jedenfalls für den Rest ihres Lebens bereuen. Nachdem deren Flugblätter von den Linksparteien und der geneigten Presse plattgewalzt werden, ist man in der Bundes-ÖVP auf das Nachwuchstalent Kugler-Lang aufmerksam geworden. Freilich in einem anderen Sinn, als sie sich das wahrscheinlich gewünscht hatte.

Nationalratsabgeordnete Christine Marek (ÖVP, W) sieht Kugler-Lang jedenfalls weiterhin abseits der Linie der Wiener VP. Sie sei erst im Zuge des Flugblattskandals auf die Listenletzte aufmerksam geworden und "... jene, die sie auf die Liste gebracht haben, waren sich vieles nicht bewußt..." (sic).

Marek stellt klar, daß sie "... solche Positionen ..." zutiefst ablehnt und daß die Wiener ÖVP einstimmig der Wegweisung von Pro-Life Aktivisten vor Kliniken zugestimmt habe.

Druck auf Kugler macht mit einer kaum verhüllten Drohung auch Nationalratsabgeordnete Ulrike Baumgartner-Gabitzer (ÖVP, W):

"Ich wußte nichts von dieser Kandidatin und es ist für mich überraschend. Es kommt darauf an, wie sie sich weiter verhält."

Klubchef Tschirf und Gio versuchen derweil Schadensbegrenzung: In Umkehrung der Tatsachen heißt es, Kugler-Lang sei von HLI quasi gehijackt worden. Nichts zu alledem verlautet übrigens bisher von der HLI selbst. Wahrscheinlich ist man dort mit der Auslösung eines "Gebetssturmes" beschäftigt.

Klar ist jedenfalls, daß das Polit- und Medienberaterehepaar Kugler-Lang den Politeinstieg der ehemaligen Brüssler Lobbyistin gründlichst vergeigt hat. Denn die Zahl der politischen Freunde Kugler-Langs läßt sich inzwischen an einer Hand ablesen. Die liberale Wiener ÖVP dürfte sich nach der Wahl des seltsamen katholischen Ballastes entledigen und auch die Bundespartei wird Kugler-Langs Aspirationen wohl abwinken. Gleichzeitig haben es Kugler-Lang und ihr Team auch noch fertiggebracht, sich bei der Anti-Abtreibungsszene ihrer Glaubwürdigkeit selbst zu berauben.

Geradezu verrissen wird die Kandidatin z.B. vom sehr katholischen Weblog kreuz.net. Dort ist von einer "Feigenblattkandidatin" und "angeblichen Lebensschützerin" die Rede, die "umgeknickt" sei. kreuz.net zürnt Kugler-Lang besonders die Distanzierung von HLI.

Kugler-Langs ehemaliger Mitstreiter Roland Biermeier sieht sich in einem kath.net-Interview, das von Kugler-Lang offensichtlich als Schadensbegrenzung gedacht war, dagegen genötigt, die Kandidatin gleich zweimal zu fragen, wofür sie denn nun eigentlich steht.

Selbst in jenem seltsamen ÖVP-treuen und auf die Partei mit seinen Karriereaspirationen hoffenden Submilieu der Lebensschutzszene, aus dem sie stammt, scheint man inzwischen an Kugler-Lang zu zweifeln. So kündigt ein Priester im kath.net Forum an, er werde heute eine Messe zugunsten Kugler-Langs lesen, "... daß sie auf ehrenwerte Weise durchhält ...".