Freitag, Oktober 21, 2005

Steiermark: Klebrige Sessel

Stell Dir vor, eine Partei wird mit Pauken und Trompeten abgewählt und alle treten einen halben Schritt zurück.

Rücktritte vom Rücktritt hat es bei der vom Wähler abgestraften Steiermark-ÖVP in den letzten Wochen schließlich einige gegeben.

Schwer fällt die Trennung von der Politik unter anderem Alt-Landeshauptmann Klasnic. Am Wahlabend erklärte sie noch ihren Rücktritt, aber tags darauf wurde klar, daß sie bis 2008 Parteichefin bleiben wird. Das Landtagsmandat, das ihr als Spitzenkandidatin zustehen würde, wird sie aber nicht annehmen.

Einen halben Rücktritt hat auch Landesgeschäftsführer Andreas Schnider hingelegt. Der promovierte Theologe hatte den Wahlkampf um eine besondere Facette progressistisch-pfäffischer Heuchelei bereichert und so die ÖVP noch weiter hineingeritten, als sie ohnehin bereits bis zum Hals im Bauschutt am A1-Ring und im Schloß Herberstein'schen Ententeich steckte. Österreichweit wird er z.B. wegen seiner Internetschulungen als gewiefter Politstratege in Erinnerung bleiben. Man erinnert sich: Jugendliche und Jungerwachsene wurden u.a. darin unterwiesen, wie man den sozialistischen Spitzenkandidaten im Internet am besten als "Faulpelz" diffamiert.

Dabei hat Schnider jede Menge geistige Offenheit bewiesen, denn für jugendliche Anhänger der Grünen war es kein Problem, Zutritt zu den Schulungen zu erhalten und zwecks Weitergabe an die Medien geheime Schulungsunterlagen mitzunehmen.

Doch man wird sich trotz dieser Intelligenzbeweise keine Sorgen um den ehemaligen Diözesanmitarbeiter zu machen brauchen. Hatte es zuerst geheißen, er werde bis Jahresende seinen Hut nehmen, bleibt er jetzt schon bis ins nächste Frühjahr. Und selbst falls er dann den Job als Politfeldherr der Steiermark-VP aufgeben muß, wird Andreas Schnider weich fallen. Schließlich ist bereits fix, daß er sein Landtagsmandat und seinen Sitz im Bundesrat auf jeden Fall behält.

Für eine schwarze Zukunft der Steiermark nach den nächsten Wahlen spätestens 2010 verheißt das nichts Gutes. Entweder ist die Personaldecke der Partei extrem dünn, oder aber es hat sich hier eine bestenfalls mittelmäßige oligarchische Clique der schweren Hinterteile eingenistet, die von ihren Trögen nicht lassen kann, selbst wenn diese in die zweite Reihe gerückt werden.

Macher, die einen politischen Trend hin zum Neomarxismus umkehren, sehen anders aus.

Apropos: VP-Klubchef und Homolobbyist Christopher Drexler wird den Steirern übrigens ungeschmälert erhalten bleiben.


(Bild: "ÖVP-fotodienst", Christian Jungwirth 2003)